Wir alle haben uns an die alltägliche, unser Leben immer mehr dominierende Nutzung von Smartphones, Tablets oder Laptops gewöhnt. Bei den meisten von uns vergeht keine Stunde mehr ohne digitale Interaktion, sei es via WhatsApp, Email, Instagram oder Facebook. Doch die schöne, funkelnde und verführerische digitale Welt bringt auch Probleme mit sich, wie am „Tag des Datenschutzes“ am 28. Januar von vielen Medien erneut thematisiert wurde.
Apps, die uns ausspionieren
Das Morgenmagazin, sonst nicht unbedingt bekannt als Leuchtturm des kritischen Journalismus, berichtet heute von Apps, die uns ausspionieren, und von dem schier grenzenlosen Sammeln digitaler Daten. Verwiesen wird auf zwei spannende Quellen: eine Studie der norwegischen Verbraucherschutzorganisation Norwegian Consumer Council (NCC) und ein Privatsphären-Projekt der renommierten New York Times (NYT).
Out of Control
Die NCC untersuchte populäre Smartphone-Apps auf die Weitergabe personenbezogener Daten und bezeichnete die Ergebnisse dann schlichtweg als „Out of Control“. Hochsensible Daten wie die eigene IP-Adresse, GPS-Standorte, sexuelle Orientierung, politische Einstellung und eingenommene Medikamente werden ohne Wissen des Nutzers an zahlreiche Unternehmen weitergegeben. Spannend sind sowohl die Studie selbst als auch die technische Abhandlung derselben. Letztere beschreibt beispielsweise, mit welchem Test-Setup die Apps untersucht wurden. Die Adtech-Industrie, so die Autoren, übertrage und verbreite personenbezogene Daten mit geringsten Beschränkungen. Die Vielzahl der Verletzungen fundamentaler Rechte geschehe milliardenfach in einer Sekunde, um das Profiling und Targeting von Nutzern zu ermöglichen. Eine deutschsprachige Zusammenfassung der Studie findet sich auf Seiten des Vereins für Konsumenteninformation (VKI), einer österreichischen Verbraucherschutzorganisation.
The Privacy Project
Um das Bewusstsein für Datenschutz zu stärken, hat die New York Times 2019 das „Privacy Project“ ins Leben gerufen. Die Grenzen der Privatsphäre sind umkämpft, und es ist fragwürdig, ob es sie zukünftig noch geben wird. Man findet dort eine Sammlung spannender Kommentare und Artikel, wie „One Nation, Tracked“ (die nebenbei auch auf ein grandioses Webdesign zurückgreifen können). Ist es wirklich ein guter Deal, unsere privaten Daten gegen kostenlose Apps und Dienste einzutauschen? Wer weiß eigentlich was über mich? Fragen wie diesen sollten wir uns definitiv öfter stellen.
Digitale Freiheitsrechte in Deutschland
Wenn es um Freiheit im Internet und die damit verbundenen politischen Implikationen geht, kommt man um eine verlässliche deutsche Stimme nicht herum: Der mit mehrfachen Preisen ausgezeichnete Blog netzpolitik.org definiert sich als Plattform für digitale Freiheitsrechte und thematisiert Fragestellungen rund um Internet, Gesellschaft und Politik. Seine Artikel sind ein guter Anfang für politisch interessierte Webentwickler, um informiert zu bleiben.
Zuletzt bleibt die Hoffnung, dass die zuständigen politischen Behörden dem unbegrenzten Datensammeln und -verteilen, das nur Wenigen nützt, aber uns alle auf intimste Weise betrifft, schnellstmöglich klare Grenzen setzen. Unsere Privatsphäre sollte uns heilig sein!
Kommentare von hofmeister